Barrierefreiheit im Web ist längst kein Nischenthema mehr – sie ist essenziell für ein modernes, nutzerfreundliches Internet. Ab dem 28. Juni 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft, das Unternehmen verpflichtet, digitale Angebote barrierefrei zu gestalten. Wer sich nicht rechtzeitig damit auseinandersetzt, riskiert nicht nur rechtliche Konsequenzen, sondern auch eine schlechtere Sichtbarkeit in Suchmaschinen und den Verlust potenzieller Kund:innen.
Trotz der steigenden Relevanz halten sich viele Fehlannahmen über Barrierefreiheit hartnäckig. Einige Unternehmen befürchten hohe Kosten oder gehen davon aus, dass ihre Zielgruppe gar nicht betroffen sei. Andere glauben, dass ein paar ALT-Texte oder automatische Tools ausreichen. Diese Mythen können dazu führen, dass Chancen ungenutzt bleiben – und im schlimmsten Fall drohen Abmahnungen oder Umsatzverluste.
Inhaltsverzeichnis
- Das Wichtigste in Kürze
- 1. „Barrierefreiheit ist teuer“
- 2. „Meine Zielgruppe braucht das nicht“
- 3. „Das macht das Design hässlich“
- 4. „Automatische Tools lösen das Problem für mich“
- 5. „Wir haben schon ALT-Texte – das reicht doch, oder?“
- 6. „Das Gesetz betrifft nur Behörden – mein Unternehmen ist nicht betroffen“
- 7. „Wenn wir nichts tun, passiert schon nichts“
- Fazit: Größere Reichweite, bessere Usability, rechtliche Sicherheit
Das Wichtigste in Kürze
- Barrierefreiheit ist kein Zusatz, sondern ein Standard.
- Eine zugängliche Website gehört zur modernen digitalen Welt – nicht nur für Menschen mit Behinderung, sondern für alle Nutzer:innen.
- Websites mit guter Lesbarkeit, klarer Navigation und optimierten Inhalten konvertieren besser und werden von Suchmaschinen bevorzugt.
- Die häufigsten Vorurteile bremsen Unternehmen aus. Dabei gibt es zahlreiche einfache Maßnahmen für eine bessere Web-Zugänglichkeit.
1. „Barrierefreiheit ist teuer“
Viele Unternehmen scheuen sich vor Investitionen in Barrierefreiheit – oft aus Unkenntnis. Doch die Realität sieht anders aus: Viele Maßnahmen lassen sich mit geringem Aufwand umsetzen, etwa durch einfache Anpassungen wie optimierte Farbkontraste, verständliche Texte oder eine Navigation, die auch ohne Maus bedienbar ist. Zudem können Unternehmen durch frühzeitige Maßnahmen rechtliche Risiken vermeiden, denn Verstöße gegen das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) können mit hohen Bußgeldern geahndet werden. Nicht zuletzt verbessert eine barrierefreie Gestaltung die Nutzererfahrung erheblich, was sich direkt auf höhere Conversion-Rates und eine bessere Kundenbindung auswirkt.
Welche Maßnahmen wenig Aufwand erfordern
- Gute Farbkontraste erhöhen die Lesbarkeit für alle und lassen sich schnell umsetzen.
- Eine klare Struktur mit Überschriften verbessert die Navigation für Screenreader-Nutzer:innen.
- Die Möglichkeit zur Tastaturbedienung ist einfach zu integrieren und unverzichtbar für viele Menschen mit Einschränkungen.
Barrierefreiheit ist keine Luxus-Investition, sondern ein wirtschaftlicher Vorteil.
2. „Meine Zielgruppe braucht das nicht“
Laut WHO lebt mindestens 15 Prozent der Weltbevölkerung mit einer Behinderung – und das sind nur die offiziellen Zahlen. Doch Barrierefreiheit kommt weit mehr Menschen zugute. Ältere Personen mit Seh- oder Hörproblemen profitieren ebenso von einer gut lesbaren und klar strukturierten Website wie Menschen mit temporären Einschränkungen, etwa durch einen gebrochenen Arm. Auch Nutzer:innen, die sich in ungünstigen Umgebungen befinden – zum Beispiel bei starkem Sonnenlicht auf dem Display – profitieren von einer besseren Zugänglichkeit. Eine barrierefreie Gestaltung macht digitale Angebote also nicht nur inklusiver, sondern verbessert die Nutzung für alle.
Relevanz für Suchmaschinen und mobile Nutzung
- Google bevorzugt barrierefreie Websites, denn eine gute Struktur, klare Inhalte und verständlicher Code verbessern das Ranking.
- Mobile First: Menschen nutzen Websites zunehmend per Smartphone – eine barrierefreie Gestaltung sorgt für eine bessere Bedienbarkeit.
Wer glaubt, Barrierefreiheit sei nur für eine Randgruppe wichtig, ignoriert eine große Nutzerzahl und die Vorteile für die Suchmaschinenoptimierung.
3. „Das macht das Design hässlich“
Gutes Design bedeutet nicht nur Ästhetik, sondern auch Funktionalität. Barrierefreie Websites sind oft besser strukturiert, intuitiver und angenehmer zu nutzen.
- Hohe Kontraste verbessern die Lesbarkeit nicht nur für Menschen mit Sehschwäche, sondern auch für mobile Nutzer:innen.
- Große, klickbare Buttons und eine einfache Navigation reduzieren Absprungraten und sorgen für eine bessere Usability.
- Einfache Sprache und klare Inhalte machen eine Website verständlicher und erhöhen die Verweildauer.
Moderne Designs mit hoher Zugänglichkeit
Innovative Unternehmen beweisen, dass barrierefreies Design keineswegs langweilig oder eingeschränkt sein muss – im Gegenteil. Unternehmen wie Apple, Google oder Airbnb setzen bewusst auf klare, intuitive und zugängliche Designs, die nicht nur Menschen mit Einschränkungen, sondern allen Nutzerinnen und Nutzern eine optimale Erfahrung bieten.
Moderne barrierefreie Websites zeichnen sich durch eine übersichtliche Struktur, gut lesbare Schriftarten, starke Farbkontraste und eine einfache Navigation aus. Statt überladenen Layouts oder schwer verständlichen Animationen stehen Klarheit, Funktionalität und eine angenehme Benutzerführung im Vordergrund. Das sorgt für eine intuitive Bedienung, schnellere Ladezeiten und eine insgesamt bessere Nutzerfreundlichkeit.
Barrierefreies Design bedeutet also nicht Verzicht, sondern vielmehr eine verbesserte User Experience für alle.
4. „Automatische Tools lösen das Problem für mich“
Viele Unternehmen setzen auf automatische Accessibility-Plugins oder KI-gestützte Tools – doch diese haben oft Schwächen:
- Sie erkennen nur technische Aspekte, nicht die tatsächliche Nutzererfahrung.
- Automatische Lösungen generieren oft fehlerhafte oder unvollständige Alternativtexte.
- Sie ersetzen keine echte strategische Umsetzung von Barrierefreiheit.
Warum eine individuelle Strategie unverzichtbar ist
Automatische Tools und Plugins können dabei helfen, erste Hürden in der Barrierefreiheit zu identifizieren und grundlegende Anpassungen vorzunehmen. Doch sie stoßen schnell an ihre Grenzen, da sie oft nur technische Aspekte überprüfen, ohne die tatsächliche Nutzererfahrung zu berücksichtigen. Eine barrierefreie Website erfordert mehr als nur automatisierte Lösungen – sie muss durchdacht gestaltet und regelmäßig überprüft werden.
Automatische Tools sind ein hilfreicher Baustein, doch sie ersetzen keine durchdachte Barrierefreiheitsstrategie. Unternehmen, die langfristig eine wirklich zugängliche Website schaffen möchten, sollten auf eine Kombination aus technischen Lösungen und menschlicher Expertise setzen. So lassen sich nicht nur gesetzliche Vorgaben erfüllen, sondern auch eine bessere Usability und höhere Kundenzufriedenheit erzielen.
5. „Wir haben schon ALT-Texte – das reicht doch, oder?“
ALT-Texte für Bilder sind ein wichtiger Bestandteil der Barrierefreiheit, aber sie allein reichen nicht aus, um eine Website wirklich zugänglich zu machen. Ebenso essenziell sind Untertitel und Transkripte für Videos, die Gehörlosen den Zugang zu audiovisuellen Inhalten ermöglichen. Eine klare Navigation ohne komplexe Menüs erleichtert die Orientierung für alle Nutzer:innen, während verständliche, leicht lesbare Sprache sicherstellt, dass Inhalte für ein breites Publikum zugänglich sind. Zudem sollten Schriftgrößen flexibel anpassbar sein und ausreichende Kontraste vorhanden sein, um die Lesbarkeit für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen zu verbessern.
Die wichtigsten Aspekte einer zugänglichen Website
ALT-Texte sind ein Anfang – aber eine echte Barrierefreiheit erfordert mehr. Eine wirklich barrierefreie Website ist wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust. Das bedeutet:
- Inhalte müssen für Screenreader und Tastatur-Navigation zugänglich sein.
- Interaktive Elemente dürfen keine Barrieren für Menschen mit motorischen Einschränkungen enthalten.
- Formulare sollten klar strukturiert und einfach auszufüllen sein.
6. „Das Gesetz betrifft nur Behörden – mein Unternehmen ist nicht betroffen“
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass Barrierefreiheit nur für öffentliche Einrichtungen oder Behörden verpflichtend sei. Tatsächlich gilt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) für alle Unternehmen, die digitale Produkte oder Dienstleistungen für Verbraucherinnen und Verbraucher anbieten.
Dazu gehören insbesondere:
- Betreiber von Websites und Online-Shops
- Anbieter von Apps und digitalen Dienstleistungen
- Unternehmen, die Selbstbedienungsterminals wie Geldautomaten oder Fahrkartenautomaten betreiben
Ausgenommen sind lediglich Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von maximal zwei Millionen Euro. Alle anderen Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre digitalen Angebote bis spätestens zum 28. Juni 2025 barrierefrei zugänglich sind.
Wer bisher davon ausgegangen ist, dass sein Unternehmen nicht betroffen ist, sollte sich dringend mit den gesetzlichen Anforderungen auseinandersetzen – um rechtliche Risiken zu vermeiden und sich frühzeitig Wettbewerbsvorteile zu sichern.
7. „Wenn wir nichts tun, passiert schon nichts“
Unternehmen, die die gesetzlichen Anforderungen nicht einhalten, müssen mit erheblichen Konsequenzen rechnen:
- Bußgelder: Verstöße gegen das BFSG können mit Strafen von bis zu 100.000 Euro geahndet werden.
- Abmahnungen: Verbraucherschutzorganisationen und Mitbewerber können nicht barrierefreie Websites abmahnen.
- Reputationsverlust: Unternehmen, die keine inklusiven Angebote bereitstellen, riskieren, Kundinnen und Kunden zu verlieren und als unmodern oder unzugänglich wahrgenommen zu werden.
- Suchmaschinen-Nachteile: Google bevorzugt barrierefreie Websites. Wer diese Standards nicht erfüllt, hat schlechtere Chancen auf ein gutes Ranking.
Unternehmen, die bis zum Stichtag 28. Juni 2025 keine barrierefreien digitalen Angebote bereitstellen, setzen sich nicht nur finanziellen und rechtlichen Risiken aus, sondern verlieren auch potenzielle Kundinnen und Kunden an die Konkurrenz. Wer frühzeitig handelt, ist nicht nur gesetzlich auf der sicheren Seite, sondern stärkt auch seine Marke und die Nutzerfreundlichkeit der eigenen Website.
Fazit: Größere Reichweite, bessere Usability, rechtliche Sicherheit
Unternehmen, die Barrierefreiheit umsetzen, profitieren in mehrfacher Hinsicht. Sie erreichen eine größere Zielgruppe, da ihre digitalen Angebote für mehr Kundinnen und Kunden zugänglich sind. Gleichzeitig verbessern sie ihr Ranking in Suchmaschinen, denn Google bevorzugt barrierefreie Websites und belohnt sie mit einer besseren Platzierung. Zudem minimieren Unternehmen rechtliche Risiken, indem sie die gesetzlichen Vorgaben einhalten und sich so vor Abmahnungen oder Bußgeldern schützen. Barrierefreiheit ist daher nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch ein strategischer Vorteil.
Unsere Barrierefreiheitskriterien
Bei Ströer Online Marketing legen wir großen Wert darauf, dass Ihre Website für alle Menschen zugänglich ist. Wir erstellen barrierefreie Websites nach WCAG-Standard, mit klarer Struktur, gut lesbaren Texten, ausreichenden Kontrasten und einer intuitiven Navigation. So wird Ihre Website nicht nur gesetzeskonform, sondern auch benutzerfreundlich – für ein inklusives und angenehmes Nutzungserlebnis.